Brühler Kunstverein
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Arbeiten mit Fotografie - Wolfgang Lüttgens

Ausstellung vom 25. August bis 16. September 2006

Die Ausstellung findet im Rahmen der 18. Internationalen Photoszene Köln 2006 statt.

Zur Ausstellung

Wolfgang Lüttgens ist kein Fotograf oder Fotokünstler. Er benutzt die Fotografie als Mittel zum Zweck, als Ausgangsmaterial, das er im Sinne seines künstlerischen Konzeptes weiterbearbeitet. Die Fotografie ist für ihn ein Medium unter anderen, brauchbar insofern, als dass sich damit eine Spur der Realität festhalten lässt. Dabei dient ihm ein Archiv selbst aufgenommener Fotografien als materialisierter Erinnerungsspeicher. Die Auswahl erscheint unhierarchisch, aber doch mit Gewichtung: Nicht zufällig nimmt der eigene Arbeitsplatz, das Atelier, einen umfangreichen Komplex für sich in Anspruch.

Motiv der Einladungskarte, ©W.Lüttgens

Atelierbild (Ausschnitt), Motiv der Einladungskarte

Auf den so genannten Atelierbildern, den im Brühler Kunstverein gezeigten Wandarbeiten, werden ausschließlich Aufnahmen vom eigenen Atelier in einer collageähnlichen Technik mit Hilfe der digitalen Bildbearbeitung zusammenmontiert. Wir werden mit vielschichtigen Bildräumen konfrontiert, die sich von den zugrundeliegenden Fotografien schon weitgehendst gelöst haben. Innerhalb der verrätselten Bildräumlichkeit setzen einzelne dezidiert herausgearbeitete Formen und Strukturen prägnante Akzente.

Dabei bietet die Bildbearbeitung am Rechner neue, künstlerisch einsetzbare Möglichkeiten, die über die traditionellen Verfahren der Überblendung oder der Collage weit hinausgehen. Einzelne Bildelemente können, in Rahmen gesetzt, vergrößert oder verkleinert, aufgehellt, abgedunkelt, durch unterschiedliche Auflösungen verfremdet, gedoppelt oder gespiegelt werden. Zur Auswahl stehen eine Fülle malerischer Manipulationen bis hin zur Technik des so genannten Sprühens oder Einfärbungen von knallbunt bis zur zartesten Lasierung.

Die gesammelten Foto-Eindrücke verdichten sich in der Computerbearbeitung zu einem vor- und zurückschwingenden Bildraum, aus dessen Tiefe wenige einzelne Details flüchtig an die Oberfläche emporzutauchen scheinen wie knappe Erinnerungsfetzen. Aus den Ablagerungen der gespeicherten Erinnerung schaffen sie es nur für einen kurzen Moment ins Bewusstsein zu gelangen. Im weiten Raum des Gedächtnisses konkretisieren sich die Einzelheiten eher flüchtig und marginal, erscheinen aber desto stärker aufgeladen mit einer Symbolik von archetypischer Kraft. Was bleibt ist die Vorstellung eines mächtigen, aber undurchschaubaren Beziehungsgeflechts. In diesen Bildern spielen Überblendungen, Spiegelungen und die scheinbare Überbelichtung deshalb eine so große Rolle, weil sie sich nach hinten und nach vorne öffnen.

Atelierbild, ©W.Lüttgens

Atelierbild-f-1-ce, 2005
Farbfotografie/ Collage, 50x40cm


Diesem raumgreifenden Denken entsprechend geht Wolfgang Lüttgens in einer anderen Werkgruppe direkt in den Raum hinein. Bei den ebenfalls im Brühler Kunstverein auf Augenhöhe präsentierten so genannten "Blättern" beschränkt er sich jeweils auf eine einzige Fotografie in Form eines konventionellen Papierabzugs. Der Gegensatz zu den hochtechnisierten Atelierbildern ist frappant.

Mit denkbar simplen, mechanischen Eingriffen - Ausstanzungen und Verbiegungen - wird aus dem planen, rechteckigen Foto ein plastisches Objekt. Die Arbeiten haben etwas Organisches an sich und erinnern an eingerolltes, zerfranstes Laub. Die kreisrunden Perforierungen haben sich teilweise schon so weit durchgefressen, dass einzelne Teile abgefallen sind und sich das Motiv kaum mehr rekonstruieren lässt. Stattdessen kann sich das Augen-merk auf die Details konzentrieren. Der Blick tastet das Bild ab und nimmt die farblichen Abstufungen auf eine Weise wahr, die bei der Betrachtung einer intakten Ansicht eher vernachlässigt würde.

Auch in diesem Fall hat der Eingriff eine Abstrahierung des Ausgangsmaterials zur Folge. Die Information verlagert sich weg vom begrifflichen Motiv auf eine ästhetische Wahrnehmungsebene, die sich von Phänomenen faszinieren lässt wie dem Spiel zwischen Positiv- und Negativform, Ober-/Unterseite, konvex/konkav; dem fragilen Gleichge-wicht zwischen Auflösung und Zusammenhalt; dem Ineinandergreifen von ornamentalem Muster und gewachsener Struktur; der Zerbrechlichkeit schmalster Verbindungsstege im Gegensatz zur scharfkantigen Rechteckform; dem Wechsel von Licht- und Schattenzonen.

Text von Sabine Müller (Kunstverein zu Frechen) anlässlich der Eröffnungsrede zu Wolfgang Lüttgens Ausstellung "was bleibt!" im Rathaus Foyer der Stadt Pulheim vom 14.04. - 20.05.2005.

W.Lüttgens, Blatt/Nr.2 - Kakibaum

"Blatt/Nr.2 - Kakibaum", 2005
Farbfotografie (zirka 10x15 cm)
Acrylglashaube und Sockel
Gesamtmaß: 138x30x34 cm


Biografie

Wolfgang Lüttgens (geb. 1957) lebt und arbeitet in Köln seit 1987. Er studierte 1979 bis 1980 Kunst- und Sozialwissenschaften an der GH-Duisburg und 1980 bis 1986 an der FH-Aachen (Malerei: Prof Ijewski, Zeichnung: Prof. Knipp, Fotografie: Prof. Schürmann).


Einzelausstellungen (Auswahl)

2006Brühler Kunstverein
2005 Was bleibt!, Pulheim (Bezirksverwaltung)
C'est une Rose, Paulin (Cent lieux d'art), Solre le Chateau, France
2003Arbeiten mit Fotografie, Objekte und Installationen, Raum für Kunst, Aachen
2002Schichten, Kunstverein Region Heinsberg
2000Hinter den Bildern, (Arbeiten mit Fotografie), Kunstraum, Stuttgart
1999In Sicht, Gothaer Kunstforum, Köln (mit Dorothee Joachim)
1998Zwischenzeitlich, Klarastr. 22, Köln Fotografische Arbeiten, (Internationale Photoszene Köln), Kunsthaus Rhenania, Köln
1992Kunsthaus Rhenania, Köln
1987 Städtische Galerie Stolberg (mit H. Weber)


Gruppenausstellungen (Auswahl)

200520 x 20, Kunstverein Region Heinsberg
2004Passion, Weldebräu Kunstpreis, Heidelberg (Schwetzingen)
2003Paszport, Baltische Biennale, Stettin, Polen
2002Paszport, Kulturhaus-Zanders, Bergisch-Gladbach
Collaboration, Door, Liverpool
2001blick/wechsel/blick, Aschaffenburger Kunstverein
Kunstfabrik Groß-Gerau
2000Zeiträume, Städtische Galerie Villa Zanders, Bergisch-Gladbach
Eight days a week, Croxteht Hall / Bluecoat Gallery, Liverpool
19973Privat, Köln
1996Alsdorfer Kunstverein, Alsdorf
1995 Kölnkunst 4, Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln
1994Märkisches Stipendium, Städtische Galerie Lüdenscheid
7 Jahre in 10 Tagen, Kunsthaus Rhenania, Köln
1992Zwischenhalt, 6 Künstler im Bundesbahnausbesserungswerk Köln-Nippes
1987Wilhelm-Morgener-Stipendium, Soest
Nationale der Zeichnung, Augsburger Kunstverein
Künstler in Aachen heute, Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
1986Deutsche Landschaft heute, Neuer Berliner Kunstverein
Die anderen Zehn, Neuer Aachener Kunstverein


Weitere Informationen finden Sie unter www.wolfgang-luettgens.de


Impressionen der Ausstellungseröffnung

Wolfgang Lüttgens; ©BKV Dr. Gabriele Uelsberg v. Landesmuseum Bonn; ©BKV
Wolfgang Lüttgens

 Dr. Gabriele Uelsberg vom Landesmuseum Bonn
Vereinsvorsitzender Günter Wagner begrüßt die Gäste; ©BKV Der Künstler im Gespräch mit Doris Krampf und Dr.  Uelsberg; ©BKV
Vereinsvorsitzender Günter Wagner begrüßt die Gäste

 Der Künstler im Gespräch mit Doris Krampf und Dr. Uelsberg
Das Publikum lauscht den Ausführungen von Dr. Uelsberg; ©BKV Das Publikum lauscht den Ausführungen von Dr. Uelsberg; ©BKV
Das Publikum lauscht den Ausführungen von Dr. Uelsberg



Aufnahmen: Boll