Brühler Kunstverein
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Ulrich Görtz - Plastiken und Reliefs

Ausstellung vom 21. Januar bis 10. Februar 2001

Der in Altenahr geborene Künstler Ulrich Görtz hat von 1987 bis 1993 in Köln an der Fachhochschule für Kunst und Design bei Professor Karl Burgeff Bildhauerei studiert. Seit dieser Zeit lebt und arbeitet er in Köln.

Neben der Teilnahme an verschiedenen Gruppenausstellungen (z.B. "Stefan Lochner's Grab", "Bauraum II" und "Stefan Lochner ZWEI", alle in Köln) hat er seine Werke auch in Einzelausstellungen in unterschiedlichen Galerien präsentiert (z.B. Galerie Apicella, Köln; Galerie Röver, Nürnberg; Galerie Lutz Rohs, Düren; Galerie Müller, Schütz + Rohs, Köln; Die Rampe, Bielefeld). Zudem war er auf der Art Cologne und der Messe "Kunst Köln 2000" vertreten.

Ulrich Görtz
Motherly Love
1995, Beton, Pappel; 90x51x44 cm, © U.Goertz

Zentrales Thema der bildhauerischen Arbeiten von Ulrich Görtz ist die Darstellung der menschlichen Gestalt. Fasziniert von ihrer Form und Körpersprache, schafft er sowohl Einzelfiguren als auch Figurengruppen, die er vorwiegend als Vollplastiken aus den Materialien Stein und Holz herausarbeitet. Über einen längeren Zeitraum hat sich Görtz mit der Darstellung der stehenden, isolierten Einzelfigur als Träger vielschichtiger physischer und psychischer Ausdrucksmöglichkeiten beschäftigt. Dabei entstanden voluminöse, kräftige Skulpturen in unterschiedlichen Haltungen und von schlichter prägnanter Eindringlichkeit und Präsenz.

Später wandte sich der Künstler zunehmend der Darstellung der menschlichen Gestalt in ihrem räumlichen Umfeld zu. In dieser Zeit entstanden auch Figurengruppen, aber auch Reliefs und Wandfriese z.B. aus Beton und Gips. Die mehrfigurigen Gruppen sind nicht selten zu szenischen, oftmals alltäglichen Situationen zusammengefügt: Ein Paar in der Umgebung seines Wohnzimmers; drei Personen, um einen Tisch vereint, nehmen gemeinsam eine Mahlzeit ein; Kanalarbeiter sind bei ihrer Arbeit.

Ulrich Görtz
Blick in eine Wohnstätte
1998, Pappel; 31x82x33 cm, © U.Goertz

Auffallend ist die deutlich unterlebensgroße Figuration, die den Betrachter bewußt außerhalb der Szenerie stellt, sowie eine Inszenierung der Arbeiten, die diese sowohl aus der Vogelperspektive als auch in luftigen Höhen stehend zeigt und so mit dieser Lesart spielt.

Das Momenthafte, Vorübergehende und Augenblickshafte der dargestellten Alltagssituationen steht in reizvollem Kontrast zu den voluminösen und in sich ruhenden menschlichen Skulpturen. Durch die Beschränkung seiner Formensprache, die auf alle überflüssigen Details hinsichtlich Gestalt und Gegenstand verzichtet, hebt Ulrich Görtz die Alltäglichkeit und Schlichtheit seiner Inszenierungen noch hervor. Durch die strenge Raffung und Bündelung des plastischen Aufbaus wird diese Intention noch unterstützt.

Katalog zur Ausstellung: 8,- Euro.

Ulrich Görtz
Strand
1999, Sandstein, Eisen; 68,5x60x40 cm, © U.Goertz

Biografie

Ulrich Görtz ist 1963 in Altenahr geboren.
Steinmetzlehre, Studium Freie Kunst an der Fachhochschule Köln bei Professor Karl Burgeff, Meisterschüler.
Lebt und arbeitet in Köln.

 Ausstellungsbeteiligungen

 1991Lights and Satellites, Stavenhof, Köln
 1992Stefan Lochners Grab, Stavenhof, Köln
Bauraum II, Köln
 1993Kaiserwetter, Burgbrohl
Art Cologne, Köln
 1994Stefan Lochner ZWEI, Köln
 1995Heimatmuseum, Galerie 68elf, Köln
 1996Galerie Müller, Schütz und Rohs, Köln
 1997Stefan Lochner: Die Sitzecke, Der Rütli, Bielefeld
So wie es ist, Galerie Lutz Rohs, Düren
 1998Besuch aus Köln, Galerie Röver, Nürnberg
7 aus Köln, Galerie Lutz Rohs, Düren
 1999Rot Weiss, Galerie Müller, Schütz und Rohs, Köln
Plastiken, Reliefs und Malerei, Galerie 68elf, Köln
?000 Exit Art, Köln
 2000Kunst Köln 2000
Drei Tage, Ehemalige Synagoge, Ahrweiler
 2001Künstlerstühle, Galerie 68elf, Köln

 Einzelausstellungen

 1993Galerie Apicella, Köln
 1994Galerie Röver, Nürnberg
 1996Galerie Lutz Rohs, Düren
 1997Oben und Unten, G.und B.Bleffert, Trier
 1998Die Rampe, Bielefeld
 

 

Ulrich Görtz
Der Regen
1998-2000, Platane; 36x33x7 cm, © U.Goertz


Ein liebevoller Beobachter

Plastiken und Reliefs von Ulrich Görtz
Von Hanna Styrie

Eine Spur von Wehmut lag über der ersten Ausstellungseröffnung des neuen Jahres, denn es ist vermutlich die letzte, die der Brühler Kunstverein in den Räumen des Museums für Alltagsgeschichte veranstalten wird.
Der Charme der zeitweiligen Galerieräume in dem jahrhundertalten Haus mit den unregelmäßigen, weiß verputzten Wänden eröffnet sich bei der aktuellen Präsentation auf besondere Weise. Die Plastiken und Reliefs von Ulrich Görtz, der als Steinmetz eine handwerkliche Ausbildung erfuhr und ein Studium an der Fachhochschule Köln anschloss, entfalten gerade in diesem Ambiente eine starke Anziehungskraft.

Einige der kräftig-voluminösen Kleinplastiken aus Sandstein erinnern an mittelalterliche Turmfiguren. Neben Sandstein ist Pappelholz das bevorzugte Material von Görtz, dessen Arbeiten nahezu immer einen erzählerischen Aspekt aufweisen. Schmunzelnd steht man vor Einzelfiguren wie "Camper" oder kleineren Szenen wie "Eintopf", "Kanalisation" oder "Strand".
Der 37-Jährige wirft einen ironisch-kritischen oder humorvollen Blick auf seine Mitmenschen und ihre Gewohnheiten und gibt augenzwinkernd zu: "Ich nehm' sie so, wie sie sind." Er ist ein liebevoll-distanzierter Beobachter von Alltagssituationen, die er in schnörkelloser, schlichter Formensprache abbildet und denen er Titel von lakonischer Kürze gibt.

Trotz klassischer Zitate, die sich vor allem in den Sandstein-Arbeiten erkennen lassen, ist der in Köln lebende Künstler längst zu einer individuellen Ausdrucksform gelangt. Er verzichtet auf Monumentalität, auf Pathos und Symbolkraft und ermöglicht dem Betrachter gerade deshalb einen vorgeblich leichten Zugang zu seinen Arbeiten. Dennoch lösen die meisten der Skulpturen und Reliefs schon bei oberflächlicher Betrachtung Irritationen und ein leichtes Unbehagen aus. Der "Blick in eine Wohnstätte" zeigt ein Paar in überdimensionalen Sesseln, deren Entfremdung kaum zu übersehen ist. Die Isolation thematisiert Görtz auch in dem Relief "Ohne Worte" und dem Tableau "Strand". Hier platziert Görtz wie auf einer Bühne Menschen in verschiedenen Körperhaltungen, die bei aller Beschränkung der formalen Mittel über einen charakteristischen Ausdruck verfügen.
(Kölnische Rundschau)