Brühler Kunstverein
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CHRISTINE LAPRELL - links

Collage - Installation

31. August bis 20. September 2014


Zur Ausstellung ist ein Katalog zum Preis von 5 Euro erschienen. Der Katalog kann über die Geschäftsstelle bezogen werden.

Christine Laprell zu ihrer Ausstellung in der Alten Schlosserei in Brühl

Unter dem Titel LINKS werde ich einerseits auf die Verknüpfung der beiden Kunstvereine Bezug nehmen, die sich gerade dadurch auszeichnet, dass die verschiedensten künstlerischen Arbeitsansätze durch die Kunstachse in Beziehung gesetzt werden, und andererseits bezieht sich der Titel punktgenau auf meine aktuelle künstlerische Arbeit bzw. die Arbeiten der letzten drei Jahre.

Im Folgenden werde ich diese Arbeiten kurz charakterisieren:
Das Prinzip Collage, als Versuch der Verbindung heterogener Elemente in Zusammenhang mit malerischen und graphischen Elementen, kennzeichnet meine künstlerische Arbeit über weite Strecken.
In den letzten Jahren - und nicht zuletzt durch meine bildnerische Auseinandersetzung mit Werken von Arno Schmidt hat sich fortschreitend eine Reduktion und Unvermitteltheit der bildnerischen Elemente ergeben, die den Betrachter anregen, ungewöhnliche " Verlinkungen" vorzunehmen, um die Arbeiten lesen zu können.
Dieses Element des Spielerischen erscheint mir für die Charakterisierung meines aktuellen künstlerischen Ansatzes wichtig, denn so ergeben sich in meinen Bildern für mich wie auch für den Betrachter immer wieder die Möglichkeit, in der Verlinkung neue Sinnzusammenhänge zu schaffen, die Arbeiten immer wieder neu zu lesen.

Das betrifft alle drei Bildserien, die ich momentan als prototypisch für das Ausstellungskonzept ansehen würde und die hier im Kunstverein Brühl präsentiert werden:
-- Eine Serie von kleinen Arbeiten, die sich unmittelbar auf Versatzstücke aus der Lektüre von Arno Schmidts " Traumflausn" bezieht - reduziert gesetzt und verbunden mit graphischen Elementen
-- Eine Serie von Langformaten auf Folien und Pergamin, die mit Bezug auf Werke von Arno Schmidt und Gedichte von Ernst Meister und Rilke mit flächigen, abstrakten Fragmenten und graphischen Elementen spielen, eher in einem All-Over, das nicht auf Abgeschlossenheit zu den Bildrändern angewiesen ist. Durch die Tatsache, dass die Arbeiten auf Folie wie transparente Fahnen den Ausstellungsraum durchhängen sollen oder vor den Fenstern hängend das Außen und Innen verbinden, verweist ebenfalls auf das Ausstellungskonzept, weil sich auf diese Weise Bildzeichen und -zusammenhänge aus der Perspektive des Betrachters überlappen, sich neu verlinken. ( Serie : "Fahnen", 2-3m x 1m, Collage, Graphit, Öl auf Pergamin Und " Traumflausn", 40 cm x 7500 cm )
-- Die Serie auf Leinwand, die in der farblichen Zurückhaltung auf Vielschichtigkeit und Vernetzung der Bildfragmente und Schichten angelegt ist und den Betrachter bildnerische Sinnzusammenhänge im eher langsamen Wahrnehmungsprozess entwickeln lässt. Auch hier ist die vielfache Möglichkeit der Verlinkung der Bildelemente bei der Herstellung und der Rezeption Prinzip, lässt die Bildaussage schwebend und nicht abgeschlossen oder besser: fortsetzbar verknüpfend erscheinen.
Christine Laprell - Hagen, den 30.08.2014

Biografie
geboren 1954 in Schwelm
Studium, Examina: Kunst , Deutsch
seit 1978 Unterrichtstätigkeit an verschiedenen Schulformen
seit 1994 Mitglied des Bund Bildender Künstler, Hagenring
2004 - 2007 Lehrauftrag an der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft

GRUPPENAUSSTELLUNGEN ( AUSWAHL)
1991 BERGISCHER KUNSTPREIS, KLINGENMUSEUM SOLINGEN
1992 BERGISCHER KUNSTPREIS, KLINGENMUSEUM SOLINGEN
1993 GALERIE HAGENRING, HAGEN
1994 GALERIE DER STADT ALTENA, ALTENA
1994 STÄDTISCHE GALERIE SMOLENSK, RUSSLAND
1995 MÜNSTELANDMUSEUM LÜDINGHAUSEN
1995 GALERIE DINO BRITO, OLHAO (PORTUGAL)
1996 STÄDTISCHE GALERIE LIEVIN (BELGIEN)
1996 STADTGALERIE SIVRY - RANCE (FRANKREICH)
1998 BBK FABRIKETAGE, WUPPERTAL
1999 KARL ERNST OSTHAUS- MUSEUM, HAGEN
1999 STÄDTISCHE GALERIE SIEGEN
2000 KARL ERNST OSTHAUS- MUSEUM, HAGEN
2001 HOHENHOF, MUSEUM DES HAGENER IMPULS, HAGEN
2001 GALERIE DINA BRITO, OLHAO, (PORTUGAL)
2002 KARL ERNST OSTHAUS- MUSEUM, HAGEN
2003 IKT, GELSENKIRCHEN
2004 ART KARLSRUHE
2005 KARL ERNST OSTHAUS- MUSEUM, HAGEN
2007 GALERIE KÖNIG, MÜNSTER
2008 GALERIE HAGENRING, HAGEN
2009 GALERIE HAGENRING, HAGEN
2010 GALERIE HAGENRING, HAGEN
2011 OSTHAUS MUSEUM HAGEN
2012 KOOPERATIVE K, LANGE NACHT DER MUSEEN, HAGEN
2012 ART FAIR, ISTANBUL (TÜRKEI)

EINZELAUSSTELLUNGEN, PROJEKTE

1992 GALERIE HAGENRING, HAGEN
1997 GALERIE HAGENRING, HAGEN
1999 GALERIE ELEKTROMARK, HAGEN
1999 JUSTUS LIEBIG - HAUS, DARMSTADT
2000 GALERIE HAGENRING, HAGEN
2000 MUSEUM CHASA JAURA VALCHAVA, SCHWEIZ
2001 BILDERHAUS BORNEMANN, LÜBECK
2002 LICHTHOF LOTHARSTRASSE, KÖLN
2002 GALERIE IM BÜRGERHAUS, WETTER
2003 SYNART ART GALLERY, FRANKFURT
2003 GALERIE ALICE ARRIGO, ZÜRICH, SCHWEIZ
2004 GALERIE VACLAVA SPALY, PRAG, TSCHECHISCHE REPUBLIK
PROJEKT MIT IRMGARD POTTHOFF UND GABRIELE SCHULZ
2004 SPARDA BANK, WUPPERTAL
2006 ART GALLERY - MUSEO DI BADALUCCO, BADALUCCO (ITALIEN)
2007 KUNSTVEREIN WASSERBURG/INN, PROJ. MIT BEATRICE CRON
2009 BUCHPROJEKT IN DER REIHE "DORTMUNDER SCHRIFTEN ZUR KUNST" TU DORTMUND
2010 VERÖFFENTLICHUNG "HIER SEIN" REISEARBEITEN C. LAPRELL, BETTINA VAN HAAREN (HRSG.)
2011 CHAUDOIRE-PAVILLION DER UNI DORTMUND
2012 4th BLOSSOM, INTERNATIONAL PLASTICS ARTS COLONY, SAPANCA (TÜRKEI)
2012 GALERIE BALOU, DORTMUND
2013 KUNSTVEREIN MAINZ, PROJEKT MIT PETRA JUNG
2013 KUNSTKREIS WARENDORF, THEATER AM WALL
2014 GALERIE HAGENRING, Hagen
2014 KUNSTVEREIN BRÜHL, BRÜHL



Weitere Informationen im Netz

www.christine-laprell.de Homepage der Künstlerin

www.hagenring.de Hagenring e.V.

Auszüge aus der Laudatio von Karl-Heinz Müther

(Gründungsmitglied der Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser e.V.(1985), Verfasser der Arno Schmidt Bibliographie (lfd. seit 1992)

Christine Laprell will mit dieser Ausstellung unter dem Titel LINKS (nicht politisch- oder richtungsweisend zu verstehen) auf die Verknüpfung der beiden Kunstvereine Bezug nehmen und andererseits sich mit dem Titel auf ihre aktuelle künstlerische Arbeit beziehen.
Der Katalog zu dieser Ausstellung "links" gibt Ihnen einen umfassenden Überblick über die persönlichen Daten, den Werdegang der Künstlerin, Angaben über frühere Ausstellungen und neben den Abbildungen der ausgestellten Arbeiten eine gute Einführung von Holger Schnapp in diese Ausstellung.
Was bleibt da noch für mich? Da wäre eigentlich nur: "Auf Wiedersehen" und die Hoffnung, dass Ihnen diese Ausstellung eine gewisse Freude gemacht und neue Erkenntnisse vermittelt hat.
Aber so einfach will ich es mir nicht machen. Ich werde mich auf das Wesentliche konzentrieren und Interpretationen der einzelnen Arbeiten auslassen.

Christine Laprell sagt zu ihren Arbeiten:
Meine Arbeiten entstehen spontan. Gestische Set zungen - gekritzelt, gemalt, übermalt und verworfen. Spuren und Narben, Vollzug eines lustvollen Spiels und ernsthaften Machens, zielen auf Freiheit des Möglichen - "bis die Bilder nur noch von sich selbst handeln."

Um es klarzustellen: es entstehen keine BILDER, keine Abbildungen.
Sie sehen Arbeite, auf denen sich durch die Abhängigkeit der einzelnen Elemente ständig etwas verändert. Holger Schnapp schreibt dazu:
"Durch die vielen Unbestimmtheiten (es ist ja alles im Prozess des Entstehens) ermöglicht Christine Laprell dem Betrachter eine unbegrenzte Vielzahl von Deutungen."

Christine Laprell versucht mit den Collagen heterogene Elemente in Zusammenhang mit malerischen und graphischen Elementen zu verbinden. Und dadurch will sie den Betrachter anregen, ungewöhnliche "Ver-linkungen" - Verknüpfungen - vorzunehmen, um die Arbeiten lesen zu können. Dieses Element des Spielerischen charakterisiert ihren aktuellen künstlerischen Ansatz. Sie schafft damit für den Betrachter immer wieder die Möglichkeit, in der Verlinkung neue Sinnzusammenhänge zu schaffen, die Arbeiten immer wieder neu zu lesen. Und das trifft auf alle ihre Serien zu.
Lassen Sie also ihre Blicke wandern, kombinieren Sie. Sehen Sie, frei nach Schopenhauer, "Ihre Welt als Ihre Vorstellung".

Und da nun einmal alles gesagt ist, (FARBE(!!) WEISS ausgelassen) spreche ich ein wenig über die alte und neue große Arbeit "Traumflausn" (nach Arno Schmidts phonetischer Schreibweise ohne "e" bitte).
Dass Arno Schmidt plötzlich im Werk Christine Laprells auftaucht, ist ein Tatbestand, an dem ich nicht ganz unschuldig bin; denn als ich 1998 eine graphische Arbeit als Jahresgabe für das Jahrbuch der Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser suchte, habe ich sie gefragt, ob ihr nicht zu einer der kleineren Erzählung von Arno Schmidt etwas einfallen könnte. Ihr fiel etwas ein.
Und dieser Einfall war der Beginn einer wichtigen Beziehung von Christine Laprell zu den Werken Arno Schmidts; in der Folge entstanden daraus nicht nur mehrere Arbeiten, sondern Arno Schmidt beeinflusste die Arbeitsweise Christine Laprells ganz deutlich. Dazu werde ich noch etwas sagen.

Ich will mit dem Titel beginnen "TRAUMFLAUSN".
"Traumflausn" ist der Titel eines Sammelbandes, erschienen 2008, herausgegeben von Bernd Rauschenbach. Der Band enthält einige Träume Arno Schmidts, die er in seinem Werk - verbunden mit Traumanalysen - verwertet hat; besonders in "Kühe in Halbtrauer".

"Traumflausn"???? Was sind T…?
Arno Schmidt verwendet das Wort nur einmal in "Die Schule der Atheisten": Ein junges Mädchen am frühen Morgen mit einem "Gesicht bis zum Rand voller Traumflausn".
Traum, Träume ?? Definitionen, Pierer 1846, Meyer 1905, Wikipedia u.a. Frei nach Gertrude Stein: "Ein Traum, ist ein Traum ist ein Traum".
Die erzählten Träume sind soweit nachprüfbar, tatsächliche Träume Arno Schmidts; nachgewiesen durch Aufzeichnungen aus dem Nachlass. Und "Flausn" sind nicht "Flausen die jemand im Kopf hat" , sondern Flusen, Abfälle beim Weben.


[...]

In dieser neuen Arbeit, den "Traumflausn", ein Teilstück wurde im Frühjahr dieses Jahres in Hagen schon ausgestellt, stecken zunächst einmal gut drei Jahre Arbeit. Als Vorbereitung und nicht unbedingt nebenbei entstand eine Reihe - sie liebt Reihen zu arbeiten - von 60 Einzelbildern kleineren Formats. Dann diese jetzt erstmalig vollständig ausgestellte - ich sage einmal ungeprüft - wahnwitzige Arbeit von 75 Meter Länge auf zwei Pergaminrollen von 40 cm Breite, das sich hier durch den Raum mäandert.
Am besten ist, Sie hören ihre eigenen Worte:

"Ich arbeite "von der Rolle", das heißt, dass die erste ca 50 m lange Rolle schrittweise von links nach rechts bearbeitet wurde bzw. herunter geschrieben wurde. Der collagierte Teil wurde dann eingerollt. Sichtbar für die Weiterarbeit blieb dann nur der jeweils letzte Teil (ungefähr 40 cm), so dass ich nur ganz zu Anfang der Arbeit den simultanen Blick auf das Ganze hatte, welcher ja eigentlich typisch für die Gestaltung eines Bildes ist und welcher die Überprüfung der Stimmigkeit des neu Gestalteten im Verhältnis zu dem vorangehend Gestalteten ermöglicht."

Als nach 50 Metern dann die erste Rolle "beschrieben", das Buch aber noch nicht ausgelesen war, hat sie eine zweite Rolle begonnen, von der sie bis zum Ende das Buches aber nur noch 25 m bearbeitete. Damit war die erste Lesung und künstlerische Umsetzung erfolgreich abgeschlossen.

Ich bin überzeugt, dass bei einer zweiten Lesung der "Traumflausn" bzw. der bildnerischen Übersetzung wieder eine ganz andere Version zustande kommen würde!
Diese Arbeit (Collage, Zeichnung) auf Pergamin mit dem Titel "Traumflausn". entstand [...] parallel zur Lektüre von Arno Schmidts "Traumflausn" . Christine Laprell überließ sich dabei den Einflüssen, den Eindrücken der Bilder die beim Lesen auf sie einstürmten. Dabei war es ihr natürlich nicht möglich, wie sie sagt, alle Bilder zu verwerten. Sie konzentrierte sich, wie auch in den früheren Arbeiten, auf einige Begriffe, die die stärksten Bilder und Assoziationen bei ihr hervorriefen. Diese setzte sie spontan und fragmentarisch um, ohne darüber nachzudenken, ob und wie sie bildnerische Mittel einsetzt. So vermied sie, dass der Weg vom Kopf zur Hand unterbrochen wurde.

So wie dieser Weg nicht unterbrochen wurde, so blieb auch der Bilderfluss erhalten, d.h. für den einzelnen Leseabschnitt oder Träume+ gab es keine vor-geschriebene Länge auf der Rolle. Es gab auch keinen absoluten Abschluss, die bildnerischen Zeichen gehen wie beim Lesen übergangslos ineinander über. Die Bildsprache der "Traumflausn" besteht in dieser Arbeit auf zeichnerischen Kürzeln, collagierten "Schnipseln", die ihr in Form und Farbe spontan "richtig" für die Textfragmentwiedergabe erschienen. Atelier, herumliegen. Und es liegt einiges herum.
Ich, Sie, wir als Betrachter, können also kombinieren, mit den Zeichen spielen, die Perspektive ändern. Und mit den unterschiedlichen Sichten ändert sich auch die Interpretation. Und durch die mäandernde Präsentation wird die Überlagerung der Sinneseindrücke, der Bilder sichtbar gemacht. Und wie es in ihrem oder meinem Kopf aussieht oder sich darstellt: siehe Schopenhauer: "Die Welt als Wille und VORSTELLUNG".

 © Chr. Laprell

m.f.a. © Christine Laprell, 2014

© Chr. Laprell

Christine Laprell im Atelier 2014, © Chr. Laprell

„Wer dein Atelier kennt, weiß, wie viele Mengen von Zetteln dort – anscheinend ungeordnet – herumliegen, nicht nur beschriebene, bezeichnete und bekritzelte Papierstücke, sondern auch die bedruckten oder unbedruckten Materialien aus Pappe, Plasktikfolien halbtransparenter oder transparenter Art“. (H.Schnapp)

Bilder von der Eröffnung

© Chr. Laprell/BKV
Vorsitzende Gaby Zimmermann (m) eröffnete die Ausstellung von Christine Laprell (l), der Brühler Bürgermeister Dieter Freytag sprach ein Grußwort.

© Chr. Laprell/BKV
Bürgermeister Freytag würdigte in seinem Grußwort u.a. die Arbeit der Kulturachse NRW.

© Chr. Laprell/BKV
Karl-Heinz Müther von der Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser führte kenntnisreich in das Werk der Künstlerin ein.

© Chr. Laprell/BKV
Christine Laprell vor ihren Werken

© Chr. Laprell/BKV


© Chr. Laprell/BKV
Bei der Eröffnung zeigten die zahlreichen Gäste großes Interesse an den Werken.

Bilder aus der Ausstellung

© Chr. Laprell/BKV


© Chr. Laprell/BKV


© Chr. Laprell/BKV


© Chr. Laprell/BKV
Aufnahmen: G.M.Wagner