Brühler Kunstverein
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Exkursionen des Brühler Kunstvereins

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Exkursionen 2003

Exkursion: Georges Braque

Das grafische Werk im Picassomuseum Münster

Georges Braque und Pablo Picasso unter einem (Museums-) Dach - das können wir auf der zweiten Exkursion des Brühler Kunstvereins in das Picasso-Museum Münster erleben. Zwischen 1908 und 1914 arbeiteten die beiden zentralen Gestalten der französischen Kunst des 20. Jahrhunderts eng zusammen. Als die eigentlichen Begründer des Kubismus blieben Picasso und Braque der sich international ausweitenden Bewegung fern und suchten, ihre Eigenständigkeit zu erhalten. In den letzten Werken Paul Cézannes und in der afrikanischen Skulptur fanden beide ihre persönlichen Anregungen. Braque selbst verglich ihre außer-ordentliche, aber keine Ateliergemeinschaft bildende Beziehung in jenen Jahren mit zwei "gemeinsam angeseilten Bergsteigern", die sich erst auf dem Gipfel wieder vereinen.
Viele ihrer um 1911 entstandenen Werke können wohl deshalb auch kaum voneinander unterschieden werden. Sie überboten sich förmlich in der analytischen Auflösung der Wirklichkeit in der Darstellung von Stillleben, Landschaften oder Akten zu immer stärker werdenden geometrischen Vereinfachungen. Das Werk Georges Braques jenseits des Kubismus, vor allem geprägt in den 50er und 60er Jahren, ist dagegen weitgehend unbekannt. Die nun in Münster gezeigte Schau gewährt uns überraschende und spannende Einblicke in das Wirken eines Künsters, dessen Arbeiten Zeugnisse einer lebenslangen Auseinandersetzung mit der Schönheit, dem aus der Antike inspirierten Lebensgefühl und einer geradezu apollinischen Gestimmtheit sind.
Und auch außerhalb der architektonisch reizvoll gestalteten Mauern des Grafikmuseums Picasso gibt es einiges zu sehen, so daß wir unseren Mitreisenden einige Stunden Zeit zu eigenen Erkundungen geben möchten. Der historische Stadtkern der Stadt des Westfälischen Friedens, das Westfälische Landesmuseum oder das "Museum für Lackkunst" sind nur einige Ziele in unmittelbarer Umgebung, die eine Stippvisite lohnen.



 

Exkursionen 2002

 

Brühler Kunstverein besuchte die Documenta 11

Eine zweitägige Kunstexkursion führte Mitglieder und Freunde des Brühler Kunstvereins am 13. und 14. Juli 2002 zur Documenta 11 nach Kassel. Ein sachkundiger Vortrag im Kulturbahnhof stimmte in die eigenwillige Konzeption der Ausstellung ein, die in diesem Jahr weniger den Zustand der Kunst, sondern - mit den Mitteln der Kunst - den Zustand der Welt thematisieren und dokumentieren möchte. Schon im Vorfeld beschäftigten sich mehrere Diskussionsplattformen mit den politischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen, unter denen Kunst heute weltweit entsteht. Unter diesem Aspekt - Kunst als Spiegel gesellschaftlicher Lebensvielfalt - präsentiert sich dann auch die Ausstellung in Kassel, bei der verstärkt Künstler aus Afrika, Asien und Lateinamerika eingebunden sind.


Dokumenta XI
Die Exkursionsteilnehmer beim Gedankenaustausch. Foto: © K.W.Boll

Film, Fotografie und Rauminstallationen beherrschen die Kasseler Ausstellungshallen. Malerei, Zeichnung und Plastik treten in diesem Jahr eher an den Rand. Für einen angeregten Gedankenaustausch unter den Exkursionsteilnehmern sorgten im Kulturbahnhof z.B. Projekte, die sich mit dem Thema "Urbane Lebensräume" beschäftigen. So gestaltet Constant mit seinem "New Babylon" utopische Lebenswelten für eine von der Arbeit befreite Menschheit, und Bodys Isek Kingelez entwirft eine opulente, fiktive Stadtlandschaft für ein zukünftiges Leben in einem reichen und demokratischen Afrika. Befassen sich die Zeichnungen Andreas Siekmanns mit der technisierten, zivilisierten Welt, so setzt Trinh T. Minh-has Film ein Gegengewicht: Sie entrückt den Betrachter in ein afrikanisches Dorf und lässt ihn teilhaben an dessen alltäglichem Leben, das sie in eine poetische Atmosphäre taucht.

Anschließend wurde bei einem Imbiss erst einmal ausgiebig über die ersten Eindrücke diskutiert. Am Nachmittag erwartete die Teilnehmer eine Führung durch das Museum Fridericianum, nach der dann die Gelegenheit zu individuellen Rundgängen gegeben war.
Beeindruckend waren der Filmbeitrag Zarina Bhimjis, der den Spuren von Idi Amins Terrorregime in Uganda nachspürt, und Chantal Akermans Videoinstallation, die die Grenzregion zwischen Mexiko und den USA beleuchtet. Sie beschäftigt sich mit der Situation der Menschen, die versuchen, illegal nach Nordamerika zu immigrieren.
Eine Rauminstallation von Chohreh Feyzdjou überzeugt durch ihre Geschlossenheit: Ihr gesamtes Werk - wie in einem Lager auf Gestellen, in Gläsern und Schachteln angeordnet - erhält durch einen schwarzen Überzug eine melancholische und morbide Atmosphäre.

Mit einem Abendessen wurde der erste Exkursionstag abgeschlossen. Der zweite Tag führte die Gruppe dann in die Ausstellungshalle der Binding-Brauerei, wo wiederum eine Führung für eine Einstimmung in die dort ausgestellten Arbeiten sorgte.
Empfangen wurden die Besucher von der Installation der "Igloolik Isuma Productions", die auf mehreren Monitoren Filme aus dem Leben der Inuit in der Arktis zeigt. Die groß angelegte Fotoserie "Fish Story" von Allan Sekula dokumentiert die Arbeitsbedingungen maritimer Werktätiger. Annette Messager raumgreifendes "Puppentheater" - in Bewegung gesetzte Stoffpuppen, Tiere und Phantasieobjekte - fesselt zunächst durch seine vordergründige Heiterkeit. Doch bei näherem Hinsehen erkennt man dessen makabere Anspielung auf den BSE-Skandal.

Vollgesogen mit Eindrücken und mit dem Gefühl, ein spannendes und anregendes Wochenende verbracht zu haben, fuhr die Gruppe am Abend wieder gen Brühl.
© Liane Heinz M.A.



 

Exkursionen 2001

 

Kunst im Licht - Brühler Kunstverein besuchte die Museumsinsel Hombroich

Kunstwerke aus Afrika und Ozeanien, aus Asien und Persien, aus Mexiko und Peru im Dialog mit moderner und zeitgenössischer Kunst - dieses Experiment einer Gegenüberstellung verschiedenartigster Kunstäußerungen war für den Brühler Kunstverein ein Grund, eine Exkursion zur Museumsinsel Hombroich (bei Neuss) zu unternehmen. Im gemeinsamen Gespräch sollte die Wirkung dieser Zusammenstellung erlebt, erörtert und reflektiert werden.

Im Labyrinth
Mitglieder des Kunstvereins im "Labyrinth", Foto: © M.Gervink

Bei dem Areal handelt es sich um eine heute rekultivierte Erft-Aue, in der Architektur, Kunst und Natur miteinander verbunden sind. Karl-Heinrich Müller, Sammler von Kunst verschiedener Länder und Epochen, entdeckte 1982 dieses damals noch verwilderte Landschaftsschutzgebiet als geeignetes Ausstellungsgelände für seine Sammlung. Ab 1983 wurden dort in mehreren Bauphasen Pavillons nach Entwürfen von Erwin Heerich errichtet. Diese architektonischen Kuben sind, vergleichbar überdimensionierten Skulpturen, verstreut in dem weitläufigen Gelände angeordnet.

Neben Gebäuden, die rein für sich als skulpturale Architektur wirken, und denen, die nur einem Künstler oder einer Kunstrichtung gewidmet sind, gibt es auch Pavillons, in denen die Kunstwerke ferner Kulturen denen der klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst begegnen. So korrespondieren im "Labyrinth" Skulpturen der Khmer und aus dem alten China mit der stark farbigen Malerei von Gotthard Graubner. Assemblagen von Kurt Schwitters stehen Kunstwerke aus Afrika und Ozeanien gegenüber. Im "Zwölf-Räume-Haus" treffen Werke aus Mexiko und Peru, China und dem alten Persien, Afrika und Ozeanien auf Arbeiten von Alexander Calder, Yves Klein, Eduardo Chillida, Marcel Breuer, Rietveld und Ellsworth Kelly.
Zum Konzept der Präsentation gehört, diese so unterschiedlichen Kunstäußerungen ohne ausdrückliche Erläuterungen aufeinander treffen zu lassen, um damit dem Betrachter rein visuelle Bezüge zu ermöglichen. So stellten die Teilnehmer der Exkursion fest, dass die Werke oftmals so gelungen zusammen präsentiert sind, dass deren Formen, Farben oder Materialien mal reizvoll miteinander in Korrespondenz, ein anderes Mal in Kontrast zueinander stehen.

Diese Konzentration ausschließlich auf die Kunstwerke wird durch die in leuchtendem Weiß gehaltenen Wände unterstützt, deren Wirkung das diffus flutende Oberlicht nochmals verstärkt. Die ausgestellten Werke scheinen dadurch, umflutet von strahlendem Licht, oft sogar im Raum zu schweben - ein Eindruck, der bei sonnigem Himmel besondere Intensität gewinnt.

Die Teilnehmer der Exkursion hatten das Glück, sich dieses "Gesamtkunstwerk" von Natur und gestalteter Landschaft, Architektur und Kunst an einem heißen und strahlend hellen Spätsommertag erwandern zu können.
© Liane Heinz M.A.

Weitere Informationen zur Insel Hombroich unter www.inselhombroich.de

 

Brühler Kunstverein unternahm eine "Reise" zu den Vorläufern der Videokunst

Die zweite Kunstexkursion des Jahres führte den Brühler Kunstverein in die Bonner Artothek, deren Leiter Dr. Johannes Stahl in seinen Beständen eine Rarität beherbergt: die Filmdokumentation der Fernsehausstellung "Identifications" von Gerry Schum, die 1970 im 1. Programm ausgestrahlt wurde.
Dieser Film bildete den Mittelpunkt eines Vortrages, der eine Einführung zu den Vorläufern der Videokunst leistete. Dr. Christiane Fricke, Spezialistin auf diesem Gebiet, brachte den Teilnehmern der Exkursion diese nicht leicht zugängliche Kunstgattung versiert und anschaulich näher:

1968 wollte der Kameramann Gerry Schum - wie viele Künstler der damaligen Zeit - die Kunst aus der isolierten Aura der Museen und Galerien herausholen. Deshalb entwickelte er ein Konzept für eine "Fernsehgalerie", um die Kunst durch das Fernsehen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sie damit in den Dienst der Gesellschaft zu stellen.

Gerry Schum
Gerry Schum in seinem Aufnahmewagen

1969 wurde dann die erste Fernsehausstellung "Land Art" mit verschiedenen Filmbeiträgen ausgestrahlt. In ihr kamen Künstler zum Zuge, die sich mit prozesshaften Abläufen in der Landschaft befassten und somit dem Medium des Films gerecht wurden.

In der zweiten Fernsehausstellung "Identifications" waren die Filmbeiträge an das persönliche Auftreten der Künstler (u.a. Joseph Beuys), an ihre Gesten und Statements gebunden.
Die "Fernsehgalerie" war also eine "Galerie ohne Raum". Sie existierte nur während der Fernsehübertragung. Ihre Ausstellungen waren folgerichtig "Fernsehausstellungen". Ihre Exponate waren keine käuflichen Kunstwerke, sondern für diese Sendungen entwickelte künstlerische Filme. Ihr Ziel war, die Kunstwerke dem kommerziellen Kunstbetrieb zu entziehen. Die "Fernsehgalerie" war damit ein Gegenentwurf zu elitären Institutionen wie Museen und Galerien, und sie wollte ein großes Publikum mit der zeitgenössischen, internationalen Kunstentwicklung konfrontieren. Der fundierte Vortrag, illustriert mit Dia- und Filmbeispielen, eröffnete den Teilnehmern der Exkursion einen spannenden Einblick in eine wenig bekannte Kunstäußerung zu Beginn der eigentlichen Videokunst.
© Liane Heinz M.A.

 

Brühler Kunstverein besucht die Kölner Kunst-Station Sankt Peter

Die erste Kunstexkursion des Jahres 2001 führte den Brühler Kunstverein zur Kunst-Station Sankt Peter in Köln. Nach langjährigen Sanierungsarbeiten ist die spätgotische Kirche - und damit auch die hier wirkende Kunst-Station - im November 2000 wieder eröffnet worden. Den Auftakt der nach der Renovierung erneut einsetzenden Ausstellungsreihe bildet die Ausstellung "Chillida-Raum". Dank guter Kontakte aus den Reihen des Kunstvereins war es möglich, den Jesuitenpater Friedhelm Mennekes SJ für eine Führung zu gewinnen. Interessiert hörte die 24 Teilnehmer zählende Gruppe seinen Ausführungen zur Renovierung der Kirche und zur Ausstellung der Skulpturen des baskischen Künstlers Eduardo Chillida zu.

Pater Mennekes

Pater Mennekes erläutert die Renovierung von Sankt Peter, Foto: © K.W.Boll

Kriegsschäden und ein unsachgemäßer Wiederaufbau in den fünfziger Jahren hatten eine grundlegende - insgesamt vier Jahre dauernde - Sanierung von Sankt Peter nötig gemacht. Heftige Diskussionen zwischen den an der Renovierung beteiligten Parteien führten letztendlich doch zu einer wohltuend schlichten und einheitlichen Präsentation des Kirchenraums, die noch dadurch unterstützt wird, dass man sich zugunsten einer mobilen Bestuhlung von den Kirchenbänken trennte.

In diese klare und überzeugende Raumkonzeption fügen sich in beeindruckender Weise die Skulpturen Chillidas. Seine Eisenskulpturen erhalten ihre Wirkung aus der Spannung zwischen der Schwere kompakten Massenvolumens und der Leichtigkeit geöffneter und durchlässiger Formen, während die wuchtige Geschlossenheit seiner Steinquader lediglich durch sparsame rechteckige Einschnitte belebt wird. Kernstück der Ausstellung ist der beachtenswerte skulpturale Kreuz Altar "Gurutz Aldare", ein in drei kreuzartige Formen auseinandergeschnittener Granitblock. Er wird auch in Zukunft zur ständigen Ausstattung Sankt Peters gehören, während die anderen Skulpturen nur temporäre Bestandteile des Kirchenraumes sind.

Das Zusammenwirken des harmonischen Kirchenraumes mit der wuchtigen, aber dennoch schlichten Eindringlichkeit der Skulpturen Chillidas machten den Besuch der Kunst-Station Sankt Peter für alle Teilnehmer zu einem eindrucksvollen Kunsterlebnis.
© Liane Heinz M.A.